Ausreichend Platz für den Mindestabstand – Wo, wenn nicht auf dem Feld!


27.04.2020

Was für ein Licht! Am Eingang Tempelhofer Damm geht mein Blick Richtung Osten. Der Himmel ist klar, ein strahlendes Blau. Mit dem Rad will ich an diesem Nachmittag übers Tempelhofer Feld: Ein Ausflug nach Stunden im Homeoffice, auf der Suche nach einem Ort, wo das Abstandhalten zu den Mitmenschen nicht zum Zickzack-Lauf wird. Dass mir der Wind am Spätnachmittag auf dieser Seite stark entgegen bläst, hatte ich nicht bedacht. Das ist zwar perfekt für die Kites, die weiter vorne – in Dunkel-Grün, Feuer-Rot, Weiß-Schwarz - in der Luft schweben. Für mich bedeutet es, kräftig in die Pedale zu treten. Die Lande- und Startbahnen erstrecken sich über fast drei Kilometer. 300 Hektar groß ist das Tempelhofer Feld, rund 450 Fußballfelder würden darin Platz haben. 

Baum und Kinderfahrrad

Die Freifläche ist ein Glücksfall für die Berliner*innen. In Zeiten der Corona-Pandemie lässt sich hier die empfohlene Distanz - mindestens 1,5 Meter Abstand zum Nächsten – gut wahren. „Auf dem Feld ist das kein Problem – selbst, wenn die Besucher-Zahlen wie jüngst an den Wochenenden auf bis zu 15.000 ansteigen“, sagt David Endter, Parkmanager bei Grün Berlin. Der Durchschnitt liegt, so sagt er, bei 2000 bis 4000 Erholungssuchenden täglich. Die meisten Besucher kommen, so Endter, in den späten Nachmittagsstunden. Hinweis-Plakate und -Banner sind an vielen Stellen auf dem Feld zu finden. An den Eingängen verteilen Sicherheitskräfte die Flyer mit den Verhaltensregeln:  

  • Nur allein oder zu zweit unterwegs sein
  • Kurzzeitiges Verweilen auf Bänken – mit Abstand – ist zulässig
  • Kein Verweilen auf Wiesen und Plätzen 
  • Nur alleine Sportaktivitäten betreiben
  • Kein Picknick, kein Grillen
  • Abgesperrte Bereiche nicht betreten
  • Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen einhalten


Corona Hinweisschild

Unterwegs zum Crashgate flitzt ein Skater mit enganliegendem Anzug an mir vorbei. Wie ein Eisschnellläufer sieht er aus - den Oberkörper weit nach vorne gebeugt, eine Hand auf dem Rücken. Drei Wind-Surfer kreuzen auf der Bahn, Kite-Surfer springen einen Turn am Wegrand. Jogger kommen mir entgegen – vom Teenager bis hin zu drahtigen 60zigern. Auf den Bänken ruhen sich zwei Fußgänger aus. Im nahen Wiesenbereich stehen Eltern mit ihren Kindern. Hoch oben flattert ihre Lenkmatte, im Wind dreht sie wilde Kurven. Am Ende des zentralen Wiesenbereichs hängt wieder ein großes orangefarbenes Banner an einem aufgestellten Zaun: „Coronavirus: Bitte Verhaltensregeln unbedingt einhalten!“ ist darauf zu lesen. Kein Problem – hier ist ausreichend Platz!  

Susanne Werner – Leitung der Geschäftsstelle des Beteiligungsmodells Tempelhofer Feld
April 2020

Skater und Rollschuhtänzer


Ergänzung vom 08.06.2020

Die in diesem Artikel kommunizierten Besucherzahlen stellen Momentaufnahmen dar, die auf den im April regelmässig erfolgten Flüge der Polizeihubschrauber und den damit verbundenen Zählungen der Besucherschaft basieren.

[Susanne Werner]


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