nuture Mini ART Golf
Worum geht es in dem Projekt und seit wann ist es auf dem Tempelhofer Feld?
Jackie Cronimund und ich betreiben die Minigolf-Anlage seit 2012. Nuture MiniART Golf ist ein Projekt, das sich auf künstlerische Art und Weise mit den Themen Energie, Klima, Ressourcen und nachhaltige Entwicklung beschäftigt. Wir versuchen Menschen mit unterschiedlicher Couleur und mit unterschiedlichen Interessen, Erwartungen und Visionen zusammenzubringen. Menschen, die vermeintlich erst mal nur Minigolf spielen möchten, wollen wir Kunst auf spielerische Art und Weise näherbringen.
Nachdem die Idee formuliert war, ein Projektentwurf gestaltet und ein Businessplan entworfen war, wurde am 14.05.2012 die Genehmigung zur Umsetzung erteilt. Am 10. Juli haben wir dann eröffnet und haben dafür einen Verein gegründet. Das Kapital und alle anderen Ressourcen kamen von Jackie und mir und wir konnten dankenswerterweise Mitstreiter*innen gewinnen, die sich einerseits um die Umsetzung gekümmert haben und andererseits Künstler*innen, die sich auf kreative Weise beteiligt haben.
Der einzige Sponsor, den wir in den ganzen zehn Jahren hatten, war Eternit. Die haben uns die Grundkonstruktion zugeschnitten, die Bahnen haben wir als Verein selbst gebaut und diese dann den Künstler*innen zur Verfügung gestellt. Wir haben es geschafft, das Gelände in drei Monaten zu „bewohnen“, Container aufzustellen Bahnen zu fertigen und die Kunstwerke aufzustellen.
Die Vereinsstruktur haben wir nach und nach aufgegeben weil es sehr viel mehr Arbeit war, als wir hätten vergüten können. Dementsprechend blieb die Arbeit, das Risiko und die Verantwortung bei Jackie und mir hängen. Wir haben das Projekt im ganz kleinen Team unter nicht immer ganz einfachen Bedingungen weitergeführt .
Wie lief die Zusammenarbeit mit Grün Berlin?
Am Anfang war die Zusammenarbeit sehr komplex, es gab neben Grün Berlin auch noch Tempelhof Projekt als Vertragspartner. Es war holprig und zunächst wenig Vertrauen da von allen Seiten. Das hat sich nach und nach verbessert. Mittlerweile ist ein Vertrauensverhältnis entstanden und es gibt gegenseitige Unterstützung. Wir sind froh über die Entwicklung, die die Zusammenarbeit genommen hat.
Welche Rückmeldung bekommt ihr von Menschen, die MiniART Golf nutzen?
Wir sind mit einem sehr kleinen Etat gestartet und sehr viel Energie. Manchmal haben wir uns gewünscht, dass wir von Anfang an ein bisschen mehr Professionalität eingebracht hätten. Das war nicht immer möglich.
Ein großes Hindernis war, dass wir nur ein Jahresverträge bekommen bzw. zwei- bis zweieinhalb Jahresverträge. So konnten wir nicht langfristig planen, mussten improvisieren. Wir haben immer noch kurze Verträge und keine wirkliche Perspektive. Wir haben viele Jahre ohne Strom und Wasser und Toiletten gearbeitet und stellen jedes Jahr neue Anträge auf Toiletten. Das ist alles ein hochsensibles Thema.
Die Menschen, die bei uns Minigolf spielen, reagieren aber verständnisvoll und sind dankbar, dass wir etwas anbieten. Nur verstehen sie oft nicht dass wir ein Kulturprojekt sind, das überhaupt keine Förderung bekommt und wir alles eigenständig erstellen müssen. Es gab früher auch Menschen, die uns nicht so wohl gesonnen waren, aber das hat sich geändert und eine wunderbare Harmonie ist ausgebrochen!
Hat sich die Kundschaft im Laufe der Jahre verändert und wenn ja wie?
Ja, sie hat sich verändert und verändert sich ständig. Die ersten zwei Jahre kamen hauptsächlich Menschen aufs Feld, die einen leeren Flughafen sehen wollten. Das war eine Art Attraktion und Menschen aus der ganzen Welt und aus Berlin haben uns dann mehr oder weniger zufällig entdeckt und haben die Anlage genutzt.
Wenn das früher 80% der Besucher*innen waren, so kommt heute der größere Teil gezielt zu uns, weil sie über die ein oder andere Art von uns gehört haben. Wir hatten über Jahre Schwierigkeiten, Leute zu uns zu locken wenn z.B. das Wetter mies war oder andere Veranstaltung auf dem Feld stattfangen. Das hat sich in diesem Jahr gedreht, obwohl wir nicht genau wissen warum. Viele Leute kommen, die wir so gar nicht so erwartet haben. Zum Beispiel Menschen, die sich nach der Arbeit verabreden oder Gruppen, die für ein gemeinsames Erlebnis dankbar sind.
Früher kamen mehr Kinder, das ist ein bisschen weniger geworden. Die Anlage war teilweise sehr schwer zu bespielen, aber das haben wir inzwischen geändert. Wir versuchen die Bahnen einfacher zu gestalten damit die Spieler*innen mehr Erfolgserlebnisse haben und nicht nur die Kunst im Blick haben müssen. Heute sagen wir, dass die Nutzung ab einem Alter von acht Jahren sinnvoll ist, auch um den theoretischen Hintergrund zu erfassen.
Habt ihr einen Tipp für Menschen, die sich mit ihren eigenen Ideen auf dem TF engagieren wollen?
Wir haben uns über die Jahre in den verschiedenen Institutionen und Gremien engagiert, um das Feld weiter zu beleben und waren der Meinung, dass möglichst viele Projekte auf das Tempelhofer Feld kommen sollten. Am Anfang sollten 200-250 Projekte etabliert werden. Das stellte sich schnell als schwierig heraus. Heute sind es ungefähr 20-25 Projekte. Wir sind meines Wissens nach das einzige aktive Kulturprojekt, das dauerhaft auf dem Tempelhofer Feld aktiv ist. Das finden wir sehr schade und würden uns wünschen, dass die Hürden für neue Projekte auf dem Feld heruntergeschraubt werden.
Welche Bedeutung hat das Tempelhofer Feld für euch und was ist euch persönlich wichtig daran?
Wir sind fast jeden Tag auf dem Feld und erleben es auf die unterschiedlichste Art und Weise. Jede*r kennt das auf dem Feld, wenn die Sonne scheint ist das Himmelszelt wirklich eine Kuppel, was in einer Stadt ein einmaliges Erlebnis ist. Wenn es grau ist, dann gilt: „Soviel grau kannst du gar nicht essen, wie ich hier schlucken muss.“
Das Feld ist Heimat geworden, eine Heimat, die sich ständig verändert obwohl sich optisch eigentlich gar nichts tut. Es wirkt wie ein Stillstand, aber dem ist mitnichten so.
Wart ihr eigentlich schon einmal auf einem richtigen Golfplatz?
Uns geht es gar nicht um Golf oder Minigolf. Wir wohnen in der Nähe eines Golfplatzes aber wir haben dort noch nicht gespielt. Das Entscheidende ist für uns nicht der Schläger sondern die Idee dahinter.
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