Verborgene Juwelen des Tempelhofer Feldes: Der Steinschmätzer

Der berühmteste Vogel des Tempelhofer Feldes ist wohl die Feldlerche. Es gibt aber noch viele andere Vögel auf dem Feld. Kennen Sie schon den Steinschmätzer? In Deutschland sind diese Vögel vom Aussterben bedroht. Zum Glück leben einige Steinschmätzer auf dem Tempelhofer Feld. Lasst uns mehr über diesen Vogel entdecken!


Steinschmaetzer vor FernehturmSteinschmätzer Männchen mit dem Fernsehturm im Hintergrund (Roland Lleshi, 20.04.2020)

27.04.2020

Auch auf dem Tempelhofer Feld ist die Anzahl Steinschmätzer leider sehr niedrig, seit 2005 schwankt der Bestand zwischen sechs und null Revieren, nachzulesen in dem Naturschutzfachliches Monitoring (Quelle 1). Bisher haben wir dieses Jahr drei Steinschmätzer auf dem Feld beobachtet: zwei Männchen und ein Weibchen. Möglicherweise ist ein Männchen dominant und eines subordiniert, es sind nämlich territoriale Vögel.

Ihre Gewohnheiten
Die Steinschmätzer sind auf der Südseite des Feldes zu beobachten, auf den Steinhaufen innerhalb des umzäunten Bereichs wo sich momentan auch die Schafe aufhalten. Diese Steinhaufen, die seit 2012 speziell für die Vögel an dem Ort aufgebaut und gepflegt werden, sind ihre Nische. Sie fliegen selten weit von den Steinhaufen weg und bauen ihr Nest gerne genau an solchen Orten, vor allem in den Lücken zwischen Felsbrocken. Gerne essen sie Insekten, die sie hauptsächlich auf dem Boden finden (Quelle 2).


Standort SteinschmaetzerDie Steinhaufen der Steinschmätzer auf dem Tempelhofer Feld, mit Aussicht auf dem Fernsehturm (Roland Lleshi, 16.04.2020)

Steinschmätzer-Pärchen auf Steinhaufen
Männchen und Weibchen (Steinschmätzer) sitzen auf dem Steinhaufen an der Südseite des Feldes (Roland Lleshi, 24.04.2020)


Steinschmätzer beobachten

Um die Steinschmätzer gut beobachten zu können, braucht man ein Fernglas. Ohne Fernglas sind die Vögel in der Ferne zwar auch zu entdecken, Details sind aber kaum zu sehen. Steinschmätzer haben einen leicht rosa gefärbten Brustbereich und eine schwarze Zeichnung auf dem Schwanz, die aussieht wie der Buchstabe T. Mit dem Fernglas können die Männchen an ihrer schwarzen Augenmaske erkannt werden. Die Weibchen haben keine Maske, ihre Flügel sind braun anstatt schwarz. Steinschmätzer sind am einfachsten am frühen Morgen zu beobachten, wenn sie auf dem Steinhaufen sitzen. Auch Spätnachmittags gibt es eine gute Chance, sie zu sehen.

Langstrecken-Meister

Von Frühlingsanfang bis Anfang Herbst ist das Tempelhofer Feld ihr Zuhause. Die Winterzeit verbringen sie in der Sahel-Region in Afrika. Die verwandten Steinschmätzer, die teilweise von Grönland bis zur Sahel-Region fliegen, sind Meister*innen der Migration weil sie in der Lage sind, ohne Pause 2400 Kilometer in nur 30 Stunden zu überbrücken (Quelle 3)!


Steinschmaetzer in verschiedenen SItuationenAkrobatischer Auftritt der Steinschmätzer, nur Männchen, sie zeigen sich generell öfter als die Weibchen (Roland Lleshi, 25.04.2020)Steinschmaetzer sitzt auf ZaunSteinschmätzer Männchen sitzt auf dem Zaun und überwacht sein Territorium. Im Hintergrund das „Luftbrückenhaus“ im Schillerkiez. (Roland Lleshi, 20.04.2020)


Es ist sehr besonders, dass es Steinschmätzer auf dem Feld gibt. In Deutschland sind sie in der Roten Liste der Brutvögel von 2016 in der Kategorie „von Aussterben bedroht“ aufgenommen (Quelle 4). Der Trend der vergangenen Jahre zeigt eine starke Abnahme (>3% pro Jahr) im Bestand der Steinschmätzer in Deutschland (Quelle 5). Es ist daher eine große Ehre und gleichzeitig Verantwortung, diese Tiere auf dem Tempelhofer Feld zu haben und zu schützen! 

Autorenteam: Roland Lleshi und Heike ten Den, April 2020


Quellen

1. SWUP GmbH. 2019. Tempelhofer Feld Naturschutzfachliches Monitoring Ergebnisse 2019, einzusehen auf https://tempelhofer-feld.berlin.de/material/

2. Cramp, 1988 in Arizaga J., Schmaljohann H. & Bairlein F. 2011. Stopover behaviour and dominance: a case study of the Northern Wheatear Oenanthe oenanthe. Ardea 99: 157–165.

3. Svensson L., Mullarney K., Zetterström K. 2009. Collins Bird Guide 2nd Edition. Harper Collins Publishers Ltd.: p.282 

4. Wie von NABU beschrieben auf https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/artenschutz/rote-listen/10221.html

5. Gerlach, B., R. Dröschmeister, T. Langgemach, K. Borkenhagen, M. Busch, M. Hauswirth, T. Heinicke, J. Kamp, J. Karthäuser, C. König, N. Markones, N. Prior, S. Trautmann, J. Wahl & C. Sudfeldt. 2019. Vögel in Deutschland – Übersichten zur Bestandssituation. DDA, BfN, LAG VSW, Münster.: p.35




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