5 Fragen an Jule Hanske, gewählte Feldkoordinatorin
Foto: privat
Jule Hanske setzt sich für ökologische und soziale Nachhaltigkeit ein und dafür, dass Menschen gemeinsam lernen, wie eine gute Zukunft aussehen kann.
Als Gründerin des Vereins Mehrwertvoll ist sie im Projektmanagement, in der Beratung und Prozessoptimierung für gemeinnützige Organisationen tätig.
Hier verbindet sie die verschiedensten Akteure und Stadtbereiche zu “Lernenden Netzwerken” - mit dem Ziel, ein ökologisch nachhaltiges und sozial gerechtes Zusammenleben zu fördern. Seit 2019 ist sie Teil des Netzwerkes 'Wir sind THF' - welches das Tempelhofer Flughafengebäude in den nächsten 20 Jahren zum solidarischen und zukunftsfähigen Stadtteil entwickeln möchte. Und zur Wahl als Feldkoordinatorin hat sie sich auch aufstellen lassen. Seit 2022 ist sie eine von zehn gewählten Berlinerinnen und Berlinern, die Teil des Beteiligungsmodells Tempelhofer Feld sind.
1. Warum wollten Sie Feldkoordinatorin werden?
Weil es mir wichtig ist, den Tempelhofer Flughafen als ganz besonderen Ort zu erhalten. Ich war 2018 im Arbeitsgremium des Beteiligungsprozesses zum Flughafengebäude dabei, der Anfang 2019 abgebrochen wurde. Seitdem engagiere ich mich an diesem Ort, sehe das riesige Potential von Feld und Gebäude für die Menschen in dieser Stadt und weiß, wie komplex die Prozesse und Herausforderungen im Hintergrund sind. Um zu lernen, wie die Beteiligung beim Tempelhofer Feld funktioniert, womit sich die Feldkoordination beschäftigt und wer welche Rolle inne hat, habe ich mich als Feldkoordinator*in aufstellen lassen. Die Arbeit ist extrem spannend, aber auch sehr viel zeitintensiver, als gedacht.
2. Welche Ziele treiben Sie an?
Ich wünsche mir, dass Feld und Gebäude stärker zusammengedacht werden und dass dieses große Potential für eine nachhaltige und gute Zukunft für alle Menschen genutzt wird. Der gesamte Tempelhofer Flughafen ist in meinen Augen ein ganz besonderer Zukunftsort und der darf nicht für Interessen einiger Weniger zerstört werden. Ich wünsche mir, dass die Menschen verstehen, dass das Tempelhofer Feld vor allem durch seine Größe etwas Besonderes ist. Es ist nicht nur ein Park zum Spazierengehen oder eine Brachfläche. Man kann hier einmal komplett aus der Stadt entfliehen, in die Weite und in die Natur eintauchen und sich vom Stress und Lärm erholen. Es riecht nach Natur und nicht nach Autoabgasen. Wenn der Wind gut steht, hört man manchmal auch die Autobahn und S-Bahn nicht mehr.
Es ist ein Ort des Friedens verschiedenster Menschen, Kulturen und Interessen. Natürlich gibt es hin und wieder Nutzungskonflikte. Dennoch erlebe ich es jeden Tag, wie dieser bunte Kosmos aus Sport, Spiel, Musik, Tanz, Kultur, Picknick, Gärtnern, Zirkus und vielem mehr so friedlich und herzlich stattfindet. Das funktioniert aber nur durch den Raum, den man hier hat.
Abgesehen davon trägt das Tempelhofer Feld enorm zum Klima- und Menschenschutz bei und ist dadurch indirekt für alle Berliner*innen wichtig. Einen Faktencheck dazu haben wir Feldkoordinator*innen kürzlich herausgebracht.
3. Die Feldkoordination entscheidet als Gruppe über wichtige Dinge, die das Tempelhofer Feld betreffen. Was sind aktuelle Themen?
Es sind immer sehr viele Themen gleichzeitig, was sehr herausfordernd ist. Es geht z.B. um den Ausbau der Infrastruktur auf allen Seiten des Feldes oder um Nutzungskonflikte. Es geht darum, sichtbar zu machen, warum man das Feld dringend erhalten sollte und welchen Nutzen es für alle Berliner*innen hat. Beteiligung ist immer ein großes Thema und wie man mehr Menschen einbeziehen kann. Gastronomie, Müllvermeidung oder Veranstaltungen wie das Feldforum oder das Bürgerinnen-Fest zu planen, sind weitere Themen und es gibt noch viele mehr.
4. Was haben Sie als Feldkoordinatorin konkret zu tun?
Neben den monatlichen Sitzungen der Feldkoordination sind wir alle in verschiedenen AGs und versuchen, die einzelnen Themen dort intensiver zu bearbeiten.
Da es aber so viele Themen sind und wir uns ehrenamtlich einbringen, geht alles immer langsamer voran, als ich mir das wünschen würde. Unser aller Zeit ist begrenzt und einige bringen eine ganze Menge Stunden pro Woche ein.
Ich selbst brauche bei komplexen Herausforderungen immer eine klare und übersichtliche Struktur, um plan- und wirkungsvoll vorzugehen. Dann kann man leichter ablesen, was man bereits erreicht hat und was nächste Schritte sind. Außerdem ist es mir sehr wichtig, dass die verschiedenen Perspektiven, die hier in der Feko zusammenkommen, wertschätzend miteinander umgehen und nicht gegeneinander kämpfen. Daher versuche ich diese Aspekte immer wieder einzubringen.
5. Was fällt Ihnen beim Wort #Feldliebe spontan ein?
Der Geruch verschiedenster Bäume und Pflanzen. Seltene Tierarten. Fröhliche Menschen und viele Familien. Kulturen aus aller Welt. Sport. Spaß. Kinder. Gemeinschaft. Raum. Ruhe. Weite.
Da ich am Feld wohne habe ich schon hunderte Fotos von meinem Balkon gemacht. Ob bei Nebel, Gewitter oder morgens die Sonnenaufgänge. Für mich gibt es keinen schöneren Blick in Berlin, als den über das Tempelhofer Feld.
15.06.2023
Diesen schönen Sonnenaufgang auf dem Tempelhofer Feld vom Balkon teilt Jule Hanske gerne:
Portraits aus der aktuellen Feldkoordination:
» zum Portrait Pat Appleton
Portraits früherer Feldkoordinatorinnen und -koordinatoren
» zum Portrait Matthias Link
» zum Portrait Charlotte Foerster-Baldenius